eingestell 12.11.2024
Der Frankenwald nach 6 Jahren Käferkalamität, Foto: Nina Meyer
Die Forstwirtschaftliche Vereinigung Oberfranken hatte Forstministerin Michaela Kaniber am 04.11.2024 zu einem Besuch in den Frankenwald eingeladen. Hier ist durch den Borkenkäferbefall seit 2018 die größte zusammenhängende Kahlfläche Bayerns mit knapp 500 Hektar entstanden. Allein im Landkreis Kronach sind in den vergangenen Jahren rund 8.300 Hektar Kahlflächen durch den Borkenkäfer entstanden. Das macht schnelle Gegenmaßnahmen notwendig. Mit dem Zukunftsprojekt „Der neue Frankenwald“ hat die Forstministerin vor zwei Jahren ein Maßnahmenpaket für die Region gestartet. Mit finanzieller Unterstützung durch die Bayerische Forstverwaltung werden die Kalamitätsflächen im Frankenwald insektizidfrei aufgearbeitet und wiederaufgeforstet. Hierzu werden auch moderne Forstmaschinen, mithilfe der örtlichen Waldbesitzervereinigungen eingesetzt, wie ein Rotationsgrader mit Plattenverdichter zur Wegeinstandsetzung und ein Harvester mit Saataggregat eingesetzt. An der Veranstaltung nahmen rund 50 Vertreter und Vertreterinnen aus Forstverwaltung, Privatwaldbesitz und forstlichen Zusammenschlüssen teil. Von der WBV Kreuzberg kamen der 1. Vorsitzende Georg Rothlauf, der 2. Vorsitzende Bernhard Roppelt, Geschäftsführer Matthias Koch sowie Forstmatsrat Matthias Jessen vom Amt für Ernähung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg.
Bernhard Roppelt, Matthias Koch, Forstministerin Michaela Kaniber, Georg Rothlauf und Christian Dormann (WBV Hollfeld) (v.l.n.r.)
Foto: Jörg Ermert, FVO
„Wir kämpfen hier mit schlechten Böden, die nährstoffarm sind und über ein geringes Wasserspeichervermögen verfügen“, erklärt Jens Haertel, zuständiger Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg-Kulmbach. Er steht mitten in einer eingezäunten Freifläche bei der Frankenwaldhochstraße an der Grenze zu Thüringen. Bei dem Ausmaß der Schäden sei schnell klar gewesen, dass es innovative Verfahren brauche, um hier klimastabile, zukunftsfähige Wälder aufzubauen. Zum Aufspüren von Käfernestern arbeitet die Forstverwaltung u.a. mit hochauflösenden Bildern durch Befliegung der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF). Zudem nutzt sie ein patentiertes Harvesteraggregat zum Ausbringen von Saatgut auf der Fläche. Der Harvester kann zum Schutz vor Bodenverdichtung dank seines 14 Meter weiten Auslegers auf Rückegassen bleiben. Mit Hilfe eines Scheibenpflugs und Saatkanistern am Aggregat werden zukunftsfähige Baumarten, wie z.B. Birke, Weißtanne, Lärche, Linde und Douglasie in den Boden eingebracht. Die Auswahl der Baumarten erfolgt entsprechend der Forschungsergebnisse der LWF, die anhand von Simulationsmodellen geeignete Baumarten, die mit steigenden Temperaturen und abnehmenden Niederschlägen gut zurechtkommen, für verschiedene Standorte ermittelt hat. „Auf dieser Kahlfläche konnten dank des innovativen Verfahrens nach sechs Wochen bereits 7.300 Sämlinge pro Hektar gezählt werden,“ berichtet Haertel.
Bereichsleiter Forsten Jens Haertel erklärt die Empfehlungen der Baumartengruppen der LWF, Foto: Nina Meyer
Neuer Rotationsgrader mit Plattenverdichter der örtlichen WBV Kronach-Rodenkirchen, Foto: Nina Meyer
Der Erfolg der bisherigen Aufarbeitung und Wiederaufforstung im Frankenwald wäre nicht ohne die personelle und finanzielle Unterstützung seitens der Forstverwaltung möglich gewesen. „Für die insektizidfreie Borkenkäferbekämpfung im Frankenwald hat der Freistaat Bayern allein im vergangenen Jahr 13 Millionen EUR und für die Wiederbewaldung 3 Millionen Euro zur Verfügung gestellt“, erläutert Forstministerin Michaela Kaniber. Zudem würden aktuelle Forschungsergebnisse und Projekte der Technischen Universität München sowie der LWF für den klimastabilen Waldumbau genutzt. Im Mittelpunkt aber ständen die engagierten Menschen, die trotz schwieriger Bedingungen ihren Wald nicht aufgeben: „Es ist für alle Beteiligten schwer, sich bei anhaltenden Kalamitäten wie im Frankenwald immer wieder aufs Neue zu motivieren – schließlich steckt viel harte Arbeit, Leidenschaft, Zeit und Geld in der Waldarbeit,“ so Kaniber. Dabei seien waldangepasste Wildbestände nach wie vor eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Naturverjüngung und Wiederaufforstung. Auch auf nationaler und europäischer Ebene setzt sich die Forstministerin für die Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen ein, kritisiert die geplante Novellierung des Bundeswaldgesetztes und fordert eine Überarbeitung der EUDR-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten. Das Projekt „Der neue Frankenwald“ zeigt eindrucksvoll, wie gut Forstverwaltung, forstliche Zusammenschlüsse und Waldbesitzer zusammenarbeiten, um die Folgen der Borkenkäferkatastrophe zu überwinden und gemeinsam einen zukunftsfähigen Wald wiederaufzubauen. „Wir sind in Bayern sehr gut unterwegs. Es geht nur miteinander“ bekräftigt Michaela Kaniber abschließend.
Text Nina Meyer